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Marco Patronelli 1Es zeigt sich immer wieder, dass trotz aller Sicherheitsvorkehrungen an der Rallye Dakar Unfälle mit Zuschauern passieren. Das hat auf der einen Seite damit zu tun, dass Tausende von Leuten an die Strecke strömen und an den wirklich unmöglichsten Orten sich aufstellen, um die Rallye zu verfolgen. Trotz Polizei vor Ort, kann das Gebiet nicht gänzlich kontrolliert werden, so dass eine Massnahme ist, das Gebiet am Vortrag grossräumig für den Privatverkehr zu sperren. Aber es gibt Rallyefans, die schon Tage vorher irgendwo versteckt an der Strecke campieren.

Dieses Jahr war der Zugang zur Spezialetappe von La Cumbre aus, schon sehr früh gesperrt. Wenn man nicht mit dem Fahrzeug an die Strecke kann, dann gibt es immer noch die Variante B: Zu Pferd, oder zu Fuss. Kartenansicht

Morgennebel 1Roberto Adrian Gonzalez und seine zwei Söhne Lucas und Tomas waren meine Wegbegleiter. Wir haben die Variante B gewählt. Von der kleinen Ranch der Gonzalez aus, gibt es einen Weg zur Etappe. Früher haben die Eltern von Roberto diesen Weg gewählt, um in einem kleinen Laden das Notwendigste einzukaufen.

Morgens um 07.00 h haben wir uns bei Roberto zuhause getroffen. Mit seinem Auto sind wir auf die Ranch gefahren. Leider waren die Pferde auf den 200 Hektaren bergigem Gelände nicht auffindbar, so dass wir uns entschieden haben, den Weg zu Fuss zu meistern.

Ich wurde schon vorher darüber instruiert, dass es kein einfacher Spaziergang werden würde, und dass wir mindestens zweimal den Fluss Rio Pintos queren müssen. Das Wasser reiche dann bis über die Oberschenkel, so dass man mit Nasswerden rechnen müsste.

Alle wichtigen Gepäckstücke hatte ich in Plastiksäckchen verpackt, ausser den Fotoapparat, den trug ich am Gürtel von meiner Bauchtasche. Der Rucksack war ordentlich schwer, denn Getränke, Essen, Kleidung und vieles mehr musste mit.

steil bergab 1Der erste Teil der Strecke war ein Bergabstück über einen breiten Weg. Es war derart steil, dass man Schwierigkeiten hatte, normal zu laufen. Zudem war der Untergrund recht rutschig. Beim weiteren Marsch durch die Schlucht, wurde mir so richtig bewusst, dass hier die Zivilisation endgültig aufgehört hat zu existieren. Es gab nur noch Spuren von Wildschweinen, Ziegen und ab und zu Kühen, im feuchten Untergrund.

Auf der Höhe einer markanten Pappel auf dem Gegenhang, mussten wir uns ins Dickicht schlagen. Früher war ja hier vielleicht mal ein Weg, aber heute ist dieser kaum noch erkennbar. Nach den letzten Waldbränden haben sich zudem auch noch nur Pflanzen wieder vermehrt, die über Stacheln verfügen. Ich musste höllisch aufpassen, dass ich nicht die Äste auf Kopfhöhe übersehe, denn diese Stacheln möchte niemand im Gesicht oder noch schlimmer in den Augen haben. Hochkonzentriert gingen wir vorwärts, denn auch der Untergrund war anspruchsvoll.

Als wir dann die erste Flussquerung vor uns hatten, waren wir alle froh. Das Wasser war sehr angenehm warm und ich hatte zudem noch das Gefühl, dass es „weich“ war.

Am anderen Ufer ging es dann im Sand weiter und immer wieder den wilden Stacheln ausweichend. Die zweite Flussquerung war dann schon anspruchsvoller. Lucas entschied sich für den tiefen Teil und diesen schwimmend zu queren. Roberto und ich, mit Gepäck, versuchten es laufend – bis es platsch machte. Ein Sprung von einem Stein zum anderen war mir misslungen und ich lag im Wasser, nicht ohne mir vorher noch mein rechtes Schienbein ordentlich an einem Stein aufzuschürfen.

Nun zeigte es sich, wie wichtig es ist, seine Gepäckteile zusätzlich zu sichern in Plastiksäckchen. Aber die Kamera? Sie hat es überlebt. Nur das Etui wurde nass, denn  das Wasser ist nicht tief eingedrungen.

Nach insgesamt zwei Stunden Marsch, waren wir an der Brücke über den Rio Pintos, dem Streckenverlauf. Wir hatten noch genug Zeit, uns ein gutes Zuschauerplätzchen zu suchen. Wie schon zwei Jahre zuvor, konnten wir in den Innenhof einer Ranch, die früher eben mal der kleine Laden war, in dem eingekauft wurde.

An der Strecke 1Wir wussten, dass die heutige Spezialetappe sehr lang war für die Piloten. Wir befanden uns etwa bei Kilometer 400. Der erste Motorradfahrer wurde für. 14.00 h erwartet. Inzwischen sahen wir, dass genau aus der Richtung, aus der die Piloten kommen sollten, schwarze Wolken aufzogen, ein gewaltiges Gewitter. Zum Glück hatten wir eine kleine Galerie und somit Schutz vor Regen und Hagelkörner.

Endlich um 15.00 h kam dann im strömenden Regen der erste Motorrad-Pilot, Toby Price. Mit grossen Abständen und einzeln folgten ihm die Konkurrenten nach. Das erste Quad konnten wir um ca. 16.00 h bejubeln. Marcos Patronelli.

Die Müdigkeit der Piloten spiegelte sich im Fahrstil wieder. Manch ein Töffpilot kam nur noch mit Anstrengung aus dem Sattel in die Fussrasten und sogar Roby Gordon im Auto nahm die Kurven nicht mehr voll. Jeder, der an uns vorbeikam, war ein Held, bewies sein Durchhaltevermögen und hatte es bald geschafft bis zum Ziel.

Im Dickicht 1Wir hatten die Uhrzeit und das Tageslicht im Auge. Um 19.30 h war der späteste Zeitpunkt für den Rückweg. Wir wollten das Dickicht unbedingt bei Tageslicht passieren. Der weitere Weg die Schlucht hoch, war auch bei Dunkelheit möglich, wie Roberto mir sagte. Nun, ich war gespannt, wie das sein würde.

Mit dem letzten Tageslicht kamen wir wieder auf den Weg. Es zeigte sich, dass sich das menschliche Auge sehr gut an die Dunkelheit anpassen kann. Die weissen Quarzbrocken auf dem Weg leuchteten im wenigen Mondlicht und mir kam das Märchen von Hänsel und Gretel in den Sinn.

Die letzten 500 m unserer Wanderung hatten es dann in sich. Die Steigung habe ich grob mit 20 % errechnet. Nach 2 Stunden waren wir dann wieder beim Auto, wo eine eisgekühlte Cola auf uns in der Kühlbox des Autos wartete.

Auch hier in den Bergen hatte es ordentlich geregnet. Der Renault von Roberto nahm die Schlammlöcher mit fröhlichem Schlittern und um 23.00 h waren wir wieder in La Cumbre, zurück in der Zivilisation, wie wir anhand unserer Handys feststellen konnten. Viele Leute hatten uns Mitteilungen geschrieben, die wir erst jetzt beantworten konnten. Es waren auch besorgte Fragen darunter, wie es uns ginge.

Eine sehr spezielle Art, an die Dakar zu gelangen. Nicht empfehlenswert für untrainierte Leute. Ich fand es grossartig, bis auf das Dickicht, was hier „Monte“ heisst. Darauf kann ich locker verzichten.

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