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  1. März 2018

Dünen hp 1Nach einer weiteren erholsamen Nacht, ging es meinem Arm besser, so dass ich an einen Start zum Dünenrace denken konnte. Es ging in einem grossen Rechteck um und in den Erg Chebi. Der Start ausserhalb von Merzouga begann direkt vor den hohen Dünen. Es galt die Dünen zu queren, um auf der anderen Seite auf eine Sandstrasse zu treffen und  das möglichst an der Stelle, die im Roadbook verzeichnet war. Bei dieser Etappe gab es scheinbar nicht viel zu navigieren, denn wir konnten uns auf dem GPS die Richtung anzeigen lassen und so zusammen mit dem digitalen Kompass den Weg durch die Dünen suchen.

dünen hp 3Gleich nach dem Start gab es schon viele Spuren. Gleichzeitig mit der Tuareg Rallye waren auch noch andere Rallye-Veranstaltungen gestartet. Auf die Spuren konnte ich mich nicht verlassen. Der Sand in den Dünen ist sehr weich und verwischt die Fahrspur sehr schnell, so dass man nicht erkennen kann, ob die Spur im Sand frisch ist oder schon ein paar Tage alt. Wie immer habe ich nach dem Start den Einstieg in die Etappe nicht sofort gefunden, habe eine Ehrenrunde gedreht und dann die Richtung aufgenommen.

Wenn man das Gelände nicht kennt, ist es eine spannende Sache die Dünen zu studieren. Beim Hochfahren auf die Sandberge muss man immer darauf achten, ob die Kuppe rund ist, oder die Gegenseite steil herunterfällt. Weil man die Dünen ja mit einer gewissen Geschwindigkeit anfahren muss, ist die Kunst das Tempo genau im richtigen Moment herauszunehmen, so dass man den Dünenkamm optimal erreicht.

So schlängelt man sich durch eine eigenartige Landschaft und versucht die vorgegebene Richtung einzuhalten. Ich wusste, dass ich mich auf keinen Fall eingraben darf, denn ich war alleine unterwegs.

Natürlich hat mich ein tückischer Sandhaufen erwischt und da stand ich also neben meinem Quad und habe erstmal ordentlich in mich hineingeschimpft. Nun galt es Ruhe zu bewahren und erstmal zu verschnaufen. In dem Moment sah ich nicht weit von mir weg, wie ein Kamelkopf hinter einem Dünenkamm zum Vorschein kam. Dann noch einer und noch einer … Ein Tuareg war mit seinen Kamelen unterwegs. Die Rettung nahte. Schnell half er mir, den Quad wieder frei zu kriegen und die Fahrt ging weiter. Glück gehabt!

Bei der weiteren Fahrt bemerkte ich die kleinen kreisrund gemauerten Brunnen der Tuaregs. Sie waren wie auf einer Linie aufgereiht. Erstaunlich dachte ich mir, wie das Wüstenvolk über Jahrtausende in dieser unwirtlichen Gegend alles herausgefunden hat. Auch Kamelspuren fand ich. Kamele wissen, wo sie ihre Füsse hinsetzen müssen und wenn es ging, fuhr ich in den Kamelspuren, wo der Sand etwas fester war.

Hochkonzentriert nahm ich wieder einen Dünenkamm in Angriff, als mir mein Petit Frère unter dem Hintern wegrutsche und sich eingrub. Ich stieg ab, kletterte die wenigen Meter bis zum Dünenkamm rauf und sah, dass ich keine 500 m Luftlinie von der Sandstrasse entfernt war, die es zu erreichen galt. Das konnte doch nicht sein! All meine Versuche, das Quad frei zu bekommen, scheiterten. Also, würde ich wohl als Mumie im nächsten Jahrhundert hier gefunden werden. Ich war sauer und setzte mich in den Sand. Die absolute Ruhe, die in der Wüste herrscht erschreckt einen oder beruhigt. Wenn man den Helm auszieht, hat man als einziges Geräusch das Säuseln des Windes. Ich hatte ja nun Zeit und staunte über die Farbe der Dünen, trank ab und zu einen Schluck Wasser.

Und wenn man denkt, dass nun hier Schluss und Ende der Rallye ist, dann passieren manchmal komische Sachen. Ich hätte ja nicht gedacht, dass nochmals Kamele und ein Tuareg mir helfen werden. Zudem war im Sattel der Kamele noch ein französisches Pärchen. So viel Glück hat man selten!

rückweg hp 2Ich erreichte also die Sandstrasse und auch den Checkpoint, habe aber auf dem Weg dorthin ein paar Tatsachen analysieren müssen. Es war mir klar, dass es für mich sinnlos ist, nochmals zu versuchen den Erg Chebi zu queren und immer darauf zu hoffen, dass mir Leute über den Weg laufen, die mir helfen werden, mich auszugraben. Trotz allem Willen, wäre das eine unvernünftige Sache, mich nochmals in die Dünen zu begeben. Die Navigation ist für mich wirklich kein Problem, diese Prüfung hatte ich hervorragend bestanden.

Ich brach diese Etappe am Checkpoint ab und begab mich in einem grossen Bogen zurück ins Dorf Merzouga.

  1. März 2018

rückweg hp 1Die heutige Etappe führte uns zurück ins Desert Camp, wo wir am ersten Tag der Rallye bereits übernachtet hatten. Ich hatte mir für die letzten beiden Tage eine Taktik zu Recht gelegt, wie ich die Rallye auf jeden Fall beenden konnte. Inzwischen waren die Ausfälle sehr gross. Nun galt es das Ziel zu erreichen, um wenigstens unter den Finisher aufgelistet zu werden. Nach meiner Verletzung waren mir die Grenzen meiner Fähigkeiten mehr als klar, so dass ich mich dazu entschied, nur die Teile der Etappen zu fahren, die ich bewältigen konnte. Klar, es gab eine Unmenge von Strafzeiten, aber auf die kam es jetzt nicht mehr an. Und ich wollte die letzten beiden Tage noch so richtig geniessen.

dünen hp 2Im Desert Camp gab es dann ein spezielles Abendessen. Es war ein grosses Team unterwegs, Energia e sorrisi, ein italienisches Rallyeteam, welches auch noch Hilfsgüter und Spenden im Gepäck hatte. Jeden Abend wurde in dieser Gruppe gekocht, wie man es nur aus Italien kennt. Pasta, Fleisch, Gemüsse, Dessert und Kaffee.

pasta 1Zum Abendessen wurden dort jeweils mehr als 50 Personen verpflegt. Mit dabei war ein kleines Mädchen. Als sie hörte, dass ich aus der Schweiz komme, hat es mich nach Schokolade gefragt. Ich hatte nur Ovo-Riegel dabei, aber das galt auch. Als Gegengeschenk wurden Bruno und ich zum Abendessen eingeladen. Das war super! Pasta und Braten mit Spinat! Wir haben uns die Bäuche vollgeschlagen und haben uns richtig gut amüsiert.

 

10. März 2018

finish hp 1Der letzte Rallye-Tag stand auf dem Programm. Zurück nach Midelt. Als ich das Roadbook studiert habe, fiel mir auf, dass wir wieder gleiche Strecken befahren würden, wie am ersten Tag. Es ging wieder über einen Pass, vorbei an Minen. Der Renndirektor hat mich aber darauf hingewiesen, dass er mich nicht über diesen Teil der Strecke starten lassen würde, weil es der Organisation am letzten Tag nicht möglich sein würde, mich bei einem Problem aus diesem Gelände zu holen. Und die Belastung für meinen havarierten Arm wäre eindeutig zu gross. Wenn ich das Ziel erreichen würde, wäre ich so oder so unter den Finisher.

rückweg hp 3Bei der Ankunft in Midelt war ich natürlich mit meinen Abkürzungen viel schneller als die anderen Teilnehmer. So konnten Bruno und ich schon unsere Sachen packen. Wir wussten, dass wir um spätestens 02.00 h abfahren müssen, um den Flughafen in Fez rechtzeitig im Morgengrauen zu erreichen. Und die Fahrzeit dorthin betrug mindestens 3 Stunden.

finish hp 2Es gab nochmals ein gemeinsames Abendessen, die Preisübergabe und das grosse Aufwiedersehensagen. In den 20 Jahren, in denen die Tuareg-Rallye organisiert wird, hat noch nie eine Frau mit einem Quad daran teilgenommen und die Rallye beendet. Es wäre mir zwar lieber gewesen, wenn ich die Etappen alle hätte sauber zu Ende fahren können, aber die grosse Salatschüssel nahm ich dennoch gerne entgegen. Dass darauf noch „First Place“ steht, darüber muss ich manchmal schmunzeln. Ist ja einfach, den ersten Platz zu belegen, wenn man keine Konkurrenz hat.

Auf unserer nächtlichen Fahrt von Midelt nach Fez, wurden wir im mittleren Atlasgebirge nochmals vom Schnee eingeholt, konnten aber den Dacia Duster heil am Flughafen abstellen. Von seiner ursprünglichen Farbe schwarz war nicht mehr viel zu sehen.

Mit tausend Eindrücken kamen wir gut zuhause an. Der Arztbesuch und die Kontrolle meines Armes haben dann gezeigt, dass die Bizepssehne nicht abgerissen, sondern nur angerissen war. Mit der richtigen Therapie ist das aber nun auch schon wieder perfekt verheilt.

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