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Holando Rally TeamDie letzten Tage war ich in einer extrem spannenden Mission unterwegs. Für eine Rallye ist es enorm wichtig, dass man mit dem richtigen Team zusammen arbeitet. Bis jetzt war ich davon überzeugt, dass ich im Daniel Mazzucco Rallye Raid Team richtig untergebracht bin, aber ein Entscheid der ASO, der französischen Organisation der Rallye Dakar, hat diesen Entscheid ins Wanken gebracht. In der Kategorie Quad sollen die 4x4 angetriebenen Quads für die Rallye Dakar 2017 nicht mehr zugelassen werden. Das aus verschiedenen Gründen, aber vor allem darum, weil die Piloten mit den 4x4 Quads langsamer unterwegs sind, als die 4x2 angetriebenen. Daniel Mazzucco setzt in seinem Team auf CanAm Renegades 800, 4x4 angetrieben. Also, muss nicht nur ein neues Modell her, sondern auch ein neues Team.

Dank eines Kontaktes, den ich während meiner Zeit an der Dakar 2015 knüpfen konnte, habe ich mich auf den Weg gemacht.

Zuerst bin ich 400 km in Richtung Süden gefahren, nach Vicuña Mackenna, einem kleinen Ort an der Grenze zur Provinz La Pampa. Dort habe ich Juan Ignacio Marquez getroffen. Er ist 30 Jahre alt und hat für das offizielle Honda Team an der Rallye Dakar 2016 als „Schrauber“ gearbeitet. Aber nicht nur die Motorräder und Quads der Marke Honda sind ihm vertraut, sondern auch Yamaha. Der Yamaha Raptor 700, 2x4 angetrieben, wäre schon mein Objekt der Begierde und das Modell von Quad, mit dem ich es mir zutraue, eine Rallye zu bestreiten. Den kleinen Bruder, den Yamaha Raptor 350 habe ich ja schon über mehrere tausend Kilometer hier offroad bewegt.

Juan ist Mechaniker aus Leidenschaft. Von Rallyes versteht er enorm viel und in einem ersten langen Gespräch haben wir uns kennen gelernt. Wir haben vor allem lange und ausführlich über die technischen und fahrerischen Unterschiede zwischen einem CanAm Renegade und einem Yamaha Raptor diskutiert.

Am nächsten Tag fuhren wir beide weiter in Richtung Südosten, nach San Carlos de Bolivar. 550 km, genug Zeit, um noch mehr über Rallyes und technische Details zu diskutieren. In San Carlos de Bolivar stieg dann die Spannung enorm, denn dort wollten wir uns alle treffen. Gaston Pando, ein Pilot, der die Ruta 40 gefahren ist und an der Dakar 2014 leider nach der 4. Etappe ausschied. Fernando Lian, ein Motorradfahrer, der die Ruta 40 selber schon mehrmals gefahren ist, aber leider die finanziellen Mittel für eine Dakarteilnahme nie zusammengebracht hat. Fernando ist Personal Trainer und quält die Fahrer mit absolut anstrengenden Trainingsprogrammen. Die Übungen sind ganz spezifisch auf Kraft, Kooordination und Ausdauer aufgebaut.

In San Carlos de Bolivar stand auch mein mögliches Fahrzeug. Ausgerüstet und bereits an einer Rallye erprobt. Aber zuerst musste ich eine ganz andere Aufgabe bewältigen. Mein Auto, Ford Ranger, machte mir Scherereien. Die Bleigewichte an den Felgen sind abgeflogen und so hatte ich grosse Vibrationen und das Auto zog nach links. An ein schnelleres Tempo als 100 km/h war nicht zu denken. Keine gute Voraussetzung für die Kilometer, die noch vor mir lagen. Also, mit Hilfe von Juan, haben wir eine Reifenwerkstatt gefunden und dort die Ranger wieder flott machen lassen.

Etwas ausserhalb der Stadt wohnt Gaston. Juan und ich wurden um 20.00 h bereits erwartet, auch Fernando war schon eingetroffen. Natürlich war ich recht ungeduldig und wollte zuerst mal das Quad sehen. Aber ich durfte es nicht nur anschauen. Der Motor wurde gestartet und ich durfte eine kleine Runde drehen. Das war natürlich ein Leckerbissen für mich. Auf der Maschine habe ich mich sofort wohl gefühlt und es genossen. Die Leistung des Motors ist natürlich sehr erfreulich, aber nicht etwa giftig. Das Fahrwerk ist genial und die Sitzposition war sehr bequem. Als ich nach der kleinen Tour zurückkam, hat der Mech schon gleich gesehen, was er anders einstellen müsste für mich.

Dann haben wir uns ausgiebig unterhalten, wie das Team und die Organisation aussieht. Gaston und ich sind  die Piloten, Juan und ein anderer Mechaniker würden das Schrauben übernehmen und Fernando wäre unser Teammanager. Er würde all die Arbeiten übernehmen, die eben auch nötig sind. Ranglisten und Startlisten checken, Frühstück, Verpflegung, Wasserreservoirs füllen und so weiter und so fort. Wir Piloten müssen am Morgen nur auf die Fahrzeuge steigen und los fahren. Und natürlich alles versuchen, um das nächste Biwak wieder zu erreichen. Auch unterwegs, wenn die Piloten von der Spezialetappe auf die Verbindungsetappe kommen, soll ein Support vor Ort sein. Kleidung, Nahrung und so weiter soll so nah wie möglich an die Fahrer gebracht werden, damit auch die langen Verbindungsetappen gut gemeistert werden können.

Auch die zwischenmenschlichen Punkte wurden besprochen. Jeder reagiert anders vor und während eines Rennens. Die Dakar dauert 14 Tage und eine Dakar Series 7 Tage. Die Anstrengungen fördern nicht nur die guten Charaktereigenschaften zu Tage, sondern auch die schlechten. Alle Teammitglieder stehen unter Strom. Unter diesen extremen Bedingungen muss jeder an sich arbeiten, denn nur ein gutfunktionierendes Team bringt den Erfolg.

Gegen Mitternacht haben wir dann etwas gegessen. Und wie könnte es anders sein, als etwas Fleisch vom Grill.

Nach einer kurzen Nachtruhe ging es am anderen Tag nach Pehuajo, wo Fernando Lian wohnt und schon auf Juan und mich gewartet hat. In seiner Garage hat er auch gleichzeitig seine „Folterkammer“ eingerichtet. Meine Fitness und meine Kraft wurden überprüft. Er war zufrieden mit meinem „Zustand“ und hat gleich all meine Schwachpunkte herausgefunden und was ich unbedingt noch trainieren muss.

Die Rückfahrt nach Vicuña Mackenna haben wir dann noch mit einer Honda CBR auf der Laderampe bestritten, die Juan zur Reparatur mitgegeben wurde. Er hat einen so guten Mechanikerruf, dass er Kunden im Umkreis von 800 Kilometern hat. Zum Abendessen war ich bei der Familie von Juan eingeladen und wurde dort sehr freundlich begrüsst.

AmFreitag war die Rückfahrt nach La Cumbre. Schon in der Nacht hat es ordentlich geregnet. Da kann es dann sein, dass ein paar Strassen in der Pampas überflutet werden, weil der Boden nicht sehr wasserdurchlässig ist. Was ich dann aber unterwegs alles mitbekommen habe, war schon ein wenig anstrengend. Nach etwa 100 Kilometern hatte ich das Gewitter eingeholt. Es hat geschüttet wie verrückt. Auch auf der autobahnähnlichen Strasse stand das Wasser, an ein flottes Tempo war nicht zu denken. Als ich dann das erste Auto auf dem Dach im Graben liegen sah, wusste ich, dass es sich nicht lohnt, etwas zu riskieren. Sogar Lastwagen waren „müde“ geworden und lagen auf der Seite neben der Strasse. Insgesamt sah ich auf 60 Kilometern 4 Unfälle mit Überschlägen. Mein Heimweg ab Cordoba nahm dann einen ganz anderen Verlauf als geplant. Die kürzeste und die zweitkürzeste Strecke waren gesperrt wegen Schlammlawinen und Wasser. Also quälte sich der gesamte Verkehr durch die Stadt Villa Carlos Paz, einem Nadelöhr. 2 Stunden Stopp und Go nach schon 5 Stunden Fahrt im Gewitter war eine Geduldsprobe. Nach 8 Stunden Fahrt war ich wieder zuhause.

Nun habe ich noch viel vorzubereiten für meine erste Rallye. Start ist am 14.05.2016!

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