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Merzouga

Hinter dem Ort Merzouga türmen sich die Dünen des Erg Chebi. Beeindruckend! Auch die Farbe, ein sattes Orange. In Merzouga blieben wir 4 Nächte. Rund um diese eindrucksvolle Kulisse herum, fanden die nächsten Etappen statt. Das Hotel Tuareg war die Bilderbuch-Architektur von Marokko. Im Innenhof des Hotels gab es endlich mal wieder etwas Grün, einen Swimmingpool und vor allem was auffiel, das Zwitschern der Vögel war zu hören. Das Zimmer war wirklich grosszügig, angenehm kühl und das Badezimmer … endlich mal wieder duschen! Inzwischen hatten die Temperaturen sich in den oberen Bereich von 30 Grad verschoben. Tagsüber war es heiss und nachts kühlte es auf „Faserpelzbenutzung“ ab.

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Unser Service-Team hatte direkt beim Hotel seinen Standort. Auch viele andere Teams waren hier bereits eingerichtet, als wir angekommen sind. Als ich dann beim Team eintraf, erreichte mich eine schreckliche Nachricht. Jarek war mit dem Quad verunfallt und mit dem Helikopter ins nächstgelegene Spital geflogen worden. Man mutmasste zu dem Zeitpunkt, dass er einen mehrfachen Beckenbruch hätte und evtl. auch eine Schädelverletzung. Wenn man als Fahrer etwas nicht hören will, dann ist es, dass ein anderer Fahrer sich schwer verletzt hat. Sein Quad sah übel aus! Ein Fotograf hatte zufälligerweise an der Unfallstelle gestanden und eine Serie von Fotos geschossen. Ich verzichtete darauf, diese anzuschauen.

Der Bayern-Truck

Stattdessen gingen Bruno und ich zum Bayern-Truck. Der Bayern-Truck mit seiner unverkennbaren Fahne zog hinter sich einen Anhänger her, auf dem das Trinkwasser in Flaschen für den ganzen Rallye-Tross mitgeführt wurde. Aber nicht nur das. Brigitte, die gute Seele des Teams hatte auf dem Truck ihre mobile Küche. Sie macht die besten Schinken-Spiegelei-Brote, die ich je gegessen habe. Und Hunger hatte ich schon ein wenig. Sobald der Truck richtig eingeparkt war, ging jeweils die Küche auf und niemand musste hungrig bleiben. Brigitte verköstigte nicht nur Teammitglieder.

Das Abendessen im Hotel hatte die gleichen Gerichte auf der Speisekarte, wie das, was wir die letzten 6 Tage schon gegessen hatten. Langsam aber sicher ging mir Tangine, ein Eintopf, Hühnchen und Reis auf die Nerven. Salate und ungekochte Speisen zu essen, davon rät jeder Arzt ab. Zum Glück entdeckten wir noch die Bananen!

Das Briefing nach dem Abendessen brachte keine Änderungen für das Roadbook aber Jarek war nicht der einzige gewesen, der von der Helikoptercrew ins Spital geflogen werden musste. Die Organisation machte uns darauf aufmerksam, dass jeder Pilot unbedingt seinen Reisepass dabei haben müsse. Der Flughafen von Errachidia ist international und verletzt oder nicht, zuerst musste man durch die Passkontrolle, dann durch die Polizeikontrolle und erst dann durfte man ins Spital.

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06. März 2018

Nach einer erholsamen Nacht und einem Frühstück am Service-Truck ging es an den Start der dritten Etappe. Aufgereiht standen wir 30 Minuten vor der Startzeit an einer Linie. Heute sollte es einen Le Mans Start geben. Das heisst: Die verbliebenen Quads und Autos standen nebeneinander, die Piloten in und auf den Maschinen. Als die grosse Flagge auf der Düne geschwenkt wurde, durften die Motoren gestartet werden und los ging‘s!

Ich hatte vor dem Start ein komisches Gefühl in der Magengegend. Die ersten richtigen Dünen, die auch noch weich waren wie geschmolzene Butter. Meine Taktik sollte mir da helfen. Ich liess erst einmal alle los fahren, um dann zu sehen, wo sich die ersten versenkten, um NICHT dort entlang zu fahren. Das ging auch gut auf. Die ersten Dünen nahm mich mit Bravour. Unter meinem Helm zeichnete sich ein Lächeln ab und ich genoss die Fahrt. Immer schön am Gas bleiben, Gelände lesen, Dünen lesen, so sollte es doch aufgehen.

Bis mich dann ein kleiner Sandhaufen verschluckte. Also runter von der Maschine! Meine Absicht war es, den Quad am hinteren Bügel, wo auch meine Werkzeugtasche draufgeschnallt war aus der Federung zu heben und seitlich neben die Spur zu heben. Ja, das geht, wenn man etwa 1.75 Meter gross ist. Ich bekam Petit Frère bis aus der Federung heraus, aber nicht neben die Spur geschoben. Plan B war, am Frontbumper zu ziehen. Ich zog. Mein Arm machte ein komisches Geräusch und der Quad blieb versenkt. Schmerz lass nach! Auf einer benachbarten Düne stand ein Fotograf. Ich rief ihn zu mir, damit er mir helfen könne, aber er winkte ab. Erst mein etwas eindringlicheres Rufen liess ihn dazu bewegen, mir schnell zu helfen. Mein rechter Arm hing irgendwie nur herunter. Also nahm ich mir ein paar Minuten Zeit. Das wird schon wieder, dachte ich. Und tatsächlich konnte ich wieder aufsteigen, Motor starten und weiter.

Nun wollte ich intelligenter fahren, aber ich scheiterte nach ein paar hundert Metern wieder an einer Düne. Nun war ich bis zum Nummernschild im weichen Sand eingebombt. Mein Arm taugte auch nicht mehr zum Ziehen oder Graben. Nach längerer Überlegung entschied ich mich, das Satelliten-Telefon herauszuholen und die medizinische Unterstützung der Organisation anzurufen und gleich darauf auch Bruno. Wie aus dem Nichts stand neben mir ein Tuareg, barfuss im Sand. Er konnte gut Englisch und wartete neben mir, bis die Ärzte mit dem 4x4 über die Dünen kamen. Die Diagnose verhiess nichts Gutes. Ich hätte mir sehr wahrscheinlich die Bizeps-Sehne abgerissen oder wenigstens angerissen. Für mich sei die Rallye gelaufen. Das konnte nicht sein!

Sie brachten mich und meinen Quad zurück zum Start. Bruno war bereits wieder dort. Nun stand da ein Dacia Duster und ein einsamer Petit Frère und ein Sandsturm zog auf. Vom Team war telefonisch niemand zu erreichen. Auf keinen Fall wollte ich meinen Quad dort alleine stehen lassen und mit Bruno im Auto die 40 km bis nach Merzouga zurückfahren. Also bat ich ihn, mir wieder in die Jacke zu helfen und Helm und Crossbrille aufzusetzen. Ich wollte auf meinem Quad warten, bis er mit einem Mechaniker zurückkommt, der dann meine Maschine fährt.

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 Frühzeitiger Feierabend

TR27Zurück im Biwak wurde dann erstmal mein Arm von Ines mit kühlender Salbe behandelt. Sie ist Krankenschwester und machte mir Hoffnung, dass die Sehne nicht abgerissen sei, sicherlich angerissen und ganz bestimmt gezerrt. Ich hielt mich nun strikt an die Anweisungen der Ärzte. Ich schluckte meine Medizin und legte den Arm in eine Schlinge. Meine Laune war nicht die beste. Am Abend holte ich mir noch eine Zweitmeinung ein vom Unfallchirurgen, der wieder einen langen Tag hatte. Nein, die Sehne sei nicht abgerissen. Ich solle den Arm am nächsten Tag noch schonen, fleissig kühlen und Schmerz- bzw. entzündungshemmende Mittel einnehmen.

Im Reglement der Tuareg Rallye steht, dass man einen Tag am Rennen aussetzen kann. Man bekommt eine Strafzeit, wird aber nicht disqualifiziert. Das beruhigte mich, denn ich wollte einfach mal eine Nacht und einen Tag abwarten, wie das mit meinem Arm so weitergeht.

  07. März 2018

Am nächsten Tag standen wir wie immer um 06.00 h auf und gingen zum Frühstück, auch wenn ich wusste, dass ich heute nicht starten würde. Wichtig ist, dass man an einer Rallye die Routine nicht vernachlässigt. Nach dem Frühstück wollte ich unbedingt ein positives Erlebnis haben, also fuhren Bruno und ich in den kleinen Ort Merzouga, um uns dort ein wenig umzusehen. Bei der Gelegenheit bekam ich auch meinen Tuareg-Turban. Wenn man nun denkt, dass so viel Tuch um den Kopf bei der Hitze noch grössere Wärme verursacht, der irrt sich gewaltig. Das leichte Baumwolltuch kühlt angenehm.

Zurück im Biwak besuchten wir den Bayern-Truck und seine Leute. Die Kategorie Autos Challenge hatte an diesem Tag Pause. Als die Leute dort meinen Turban sahen, musste Bruno mit Luise gleich nochmals los ins Dorf, um noch mehr Turbane zu kaufen.

Meinem Arm ging es besser. Ich handelte mit Bruno einen Deal aus. Wenn ich es schaffe, mich alleine anzuziehen und eine Proberunde mit dem Quad zu fahren, darf ich daran denken, am nächsten Tag wieder zu starten. Ich konnte es kaum erwarten, bis es am Nachmittag ein wenig kühler wurde. Zuerst machte ich mich daran, das Roadbook vorzubereiten. Und weil es ja eh nie Änderungen im Roadbook gab, nahm ich mir die drei restlichen Rollen auch vor. Als es dann darum ging, dass ich mich alleine komplett einkleiden musste, half mir dann Bruno doch ein wenig. Mit dem Quad brauchte ich nur die Hauptstrasse zu queren, um dann im Gelände eine Probefahrt zu machen. Es ging. Ich wusste zwar, dass eine grosse Kraftanstrengung nicht möglich sein würde, aber ich konnte fahren.

Für das Abendessen hatten wir uns beim Bayern-Truck eingeschrieben. Es gab Zwiebelrostbraten und selbstgemachte Spätzle. Ich verschlang meine Portion! Und das hat auch noch so gut geschmeckt! So gestärkt würde der nächste Tag bestimmt erfolgreich werden.

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